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Diskrepanz

Sein Alter ist nur eine Zahl,
in seinem Alltag sekundär;
doch trifft es ihn von mal zu mal
und macht die Sache trotzdem schwer,
wenn er da draußen dann erlebt,
wie leicht die Leute nach Belieben
die anderen in Laden schieben,
auf denen Jahre festgeklebt.

In Blöcken ordentlich gruppiert,
und das nicht nur zur Übersicht,
wird jedem damit suggeriert,
was zu ihm passt – und auch, was nicht -
an welche Stelle man gehört,
wie jeder sich hat zu verhalten,
die jungen, mittleren und alten:
das hat ihn immer schon gestört!

Für ihn zählt doch nur der Moment,
vielleicht noch mal die Tagesform,
er braucht kein Altersinstrument
mit Vorgabe von Lebensnorm -
herrscht ganz allein in seinem Reich.
Seine Konstanz bleibt variabel,
so lebt es sich auch ganz passabel,
und alle Regeln sind ihm gleich.

Er hat ein eigenes Gespür
für seinen Körper und den Geist,
entschuldigt sich auch nicht dafür,
denn es gefällt ihm ja zumeist -
und sieht das Leben mehr als Tanz.
Was kümmern ihn noch Zehnergrenzen
bei so viel gut gelebten Lenzen:
Zum Teufel mit der Diskrepanz!

 

(Aus: "Piranhas im Schlossgraben", BoD 2018)

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